Heldenstatus verpasst
Nun ist es also Favre geworden. Und ich muss sagen: mit dieser Lösung kann ich leben. Favre hat bei Hertha gezeigt, dass er das Maximale aus einer Mannschaft holen kann. Obwohl das einige vielleicht anders sehen würden, der Niedergang der Hertha in der letzten Saison, der erst zu Favres Entlassung und dann zum Abstieg der Ollen führte, ist nicht dem Trainer anzulasten. Die Leistungsträger, allen voran die moppelige Paris Hilton, konnten nicht gehalten werden, und kein Stürmer-Ersatz wurde verpflichtet.
Eins müsste ich aber noch loswerden. Obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass Frontzeck (in Zusammenarbeit mit der restlichen sportlichen Führung) gravierende Fehler gemacht hat, die den jetzigen Tabellenstand mit erklären können, ist die ganze Sache sehr unglücklich gelaufen. Wenn man sich vor Augen führt, dass Borussia zur Halbzeit des Stuttgart-Spiels die Führung der Rückrundentabelle übernommen hatte, hernach zwei diskussionswürdige Schiedsrichterentscheidungen das Spiel gegen uns mit entschieden haben, dass beim Spiel bei St. Pauli eine individuelle Dummheit (und ein unsportlicher Spacko) mit zur Niederlage beigetragen haben, erhält die Entlassung eine tragische Komponente. Wenn, ja wenn, das Quäntchen Glück auf Seiten der Borussen und nicht der Stuttgarter und Hamburger gewesen wäre, wäre Frontzeck jetzt der Held und seine Karriere gerettet. Jedoch, wahrscheinlich sind es genau diese Kleinigkeiten, die über jede Entlassung entscheiden.
Was bleibt von Frontzeck? Es eine Ära zu nennen, wäre wohl eine Überhöhung. Frontzeck ist Kind der Stadt, ein Kind der Borussia. Das war ein Fluch und ein Segen. Der Segen war, dass er bei der Nordkurve dadurch ein Stein im Brett hatte, das auch durch Kampagenenjournalismus aus Köln nie ernsthaft entfernt wurde. Axel Strötker vom Express und seine Schergen, über die noch zu reden sein wird, haben es nie geschafft, dass eine breite Front der Fans gegen Frontzeck entstanden wäre. Das wäre bei einem anderen Trainer als Frontzeck sicherlich anders gewesen. Vielleicht hätte man aber allen Beteiligten einen Gefallen getan, wenn er schon vor Weihnachten gegangen wäre. Er selbst wäre nicht so sehr mit dem Makel des Abstiegs behaftet gewesen und ein Trainer Favre hätte im Winter die Mannschaft nach seinen Vorstellungen verstärken können.
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